JUFA - Junge Familien in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung
Projektziele
Aktuelle Befunde der Partnerschafts- und Familienforschung legen die Notwendigkeit effektiver Maßnahmen zur Verbesserung von Paar- und Familienkompetenzen nahe.
Gleichzeitig besteht ein hoher Bedarf an der Durchführung wissenschaftlicher Untersuchungen, denn nur empirisch abgesicherte Angebote können den Anspruch fachlich fundierter Arbeit erfüllen.
Mit diesem Ziel wurden die Auswirkungen paartherapeutischer Interventionen bei Eltern, welche auf Grund von Beziehungsproblemen die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen der Erzdiözese München-Freising aufsuchten, dokumentiert und wissenschaftlich ausgewertet.
Kooperation
Ehe-, Partnerschafts- und Familienberatung München e.V.
Projektteam / Fachausschuss
Initiatoren und wissenschaftliche Beratung: | Klaus Dahlinger, Dipl.-Psych., Dr. Joachim Engl, Dr. Franz Thurmaier |
Leitung: | Dr. Sandra Hensel, (bis Juni 2008 Claudia Thomas, Dipl.-Psych.) |
Sonstige Projektmitarbeit: | Beate Böhmert, Dipl.-Psych., Fred Haslbeck, Dipl.-Psych. Katharina Schüller, Dipl.-Stat. |
Projektdesign und Verlauf
Die Daten wurden mittels eines umfangreichen Fragebogeninventars an drei Messzeitpunkten (zu Beginn, nach ½ Jahr, nach 1 ½ Jahren) erhoben und auf mittel- und längerfristige Veränderungsprozesse im Verlauf der Beratung untersucht.
Stichprobe und Erhebungsinstrumente
Die Stichprobe umfasste 28 Elternpaare mit Kindergarten- und Grundschulkindern, welche die Fragebögen zu allen drei Messzeitpunkten abgegeben hatten.
Das Fragebogeninventar erfasste Daten auf vier Ebenen:
Paarebene: | Beziehungsqualität, Zufriedenheit und Glück in der Partnerschaft, aktuelle Trennungsgedanken, Problembelastung |
Individuelle Ebene: | körperliches und seelisches Befinden, Lebenszufriedenheit, aktuelle Belastung durch Lebensereignisse |
Elternebene: | Erziehungsverhalten, partnerschaftlicher Umgang mit Erziehungskonflikten und elterliches Kompetenzgefühl, Qualität der Beziehung zwischen Eltern und Kindern |
Kindebene: | Verhalten und Befinden der Kinder |
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse
Belastungen zu Beratungsbeginn
Zu Beginn der Beratung bewerteten die Paare ihre Partnerschaft insgesamt als überdurchschnittlich unbefriedigend und problembelastet (Paarebene).
Sichtbar wurde eine stark ausgeprägte Beschwerdensymptomatik, vor allem bei den Frauen (individuelle Ebene).
Hinzu kam eine deutliche Belastung der Partnerschaft durch Erziehungsprobleme, gleichzeitig schienen die Teilnehmer jedoch nicht auffällig unzufrieden mit ihrem Familienleben und ihrer Rolle als Eltern zu sein. Zudem war kein besonders auffälliges, dysfunktionales Erziehungsverhalten erkennbar (Elternebene).
Die Analysen ergaben nur vereinzelt Auffälligkeiten im von den Eltern wahrgenommenen Verhalten und Befinden der Kinder (Kindebene).
Mittel- und längerfristige Veränderungen
Im Verlauf kam es auf Paarebene zu einer deutlichen Zunahme der Zufriedenheit in der Partnerschaft sowie zu einer Abnahme von Trennungsgedanken. Bei den Frauen sank zudem die Problembelastung. Des Weiteren deuteten sich längerfristig auch Veränderungen in der Beziehungsqualität an.
Zufriedenheit mit der Partnerschaft |
Ferner ergaben die Analysen eine deutliche Abnahme körperlicher, seelischer und Allgemeinbeschwerden, vor allem bei den Frauen (Individuelle Ebene).
Bei den Eltern (Elternebene) zeigten sich:
eine Entlastung beim partnerschaftlichen Umgang mit Erziehungskonflikten, die vor allem von den Frauen als sehr viel weniger gravierend erlebt wurden als zu Beginn der Beratung | |
eine deutlichen Zunahme der gegenseitigen Unterstützung | |
eine deutliche Zunahme im elterlichen Kompetenzerleben | |
eine deutliche Zunahme der Zufriedenheit mit der Elternrolle, dem Familienleben und den Kindern, vor allem bei den Vätern |
Vereinzelt gaben Eltern zudem eine positive Veränderung im Verhalten und Befinden ihrer Kinder an (Kindebene).
Schlussfolgerung und Ausblick
Zusammenfassend kann aus den Ergebnissen gefolgert werden, dass die Beratung auf mehreren Ebenen zu einer deutlichen Entlastung führt und dadurch nicht nur im Sinne der Prävention von Trennung und Scheidung wirksam wird, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zu gesundheitsförderlichen (Entwicklungs-) Bedingungen von Paaren und Kindern leistet.
Die positiven Veränderungen im Bereich Erziehung erscheinen besonders interessant, da Erziehungskonflikte nicht das primäre Themenfeld einer Eheberatung sein können.
Die mit einer Steigerung der partnerschaftlichen Zufriedenheit einhergehende Entlastung auf Elternebene gibt Anlass zur Vermutung, dass bei der Zielgruppe der „jungen Familien“ die partnerschaftliche Belastung durch die Kindererziehung eine besonders wichtige Rolle spielt.
Die Ergebnisse betonen damit einmal mehr den hohen Bedarf an spezifischen Untersuchungsmaßnahmen sowie die dringende Notwendigkeit der Förderung von Paar- und Familienkompetenzen in dieser kritischen Lebensphase.
Weitere Studien an größeren Stichproben, welche auch die Behandlungsziele, die Interventionsformen sowie die Zufriedenheit der Paare mit dem Erfolg und der Beratung erheben, werden allerdings nötig sein, um das beraterische Handeln für diese Zielgruppe weiter zu optimieren.
Weitere Informationen
Siehe Projektliteratur.
Den JuFa-Forschungsbericht können Sie als pdf-Datei (746kB) abrufen.
Um pdf-Dateien an Ihrem Computer lesen zu können, benötigen Sie das Programm "Acrobat-Reader", welches Sie bei Adobe kostenlos herunterladen können.